Verheizte Heimat

Valentin-Schnitzler_Verheizte-Heimat

Ein Buch als Zeitkapsel

Vielleicht kann man dieses Buch als Zeitkapsel bezeichnen; als einen Behälter, der Ansichten, Eindrücke und Atmosphären konserviert und in die Zukunft rettet. In den Grundstein eines neuen Hauses werden solche Behältnisse eingemauert, gleichsam als Flaschenpost für künftige Generationen. Wer dereinst die Fotos von Kerpen-Manheim findet und betrachtet, wird einen guten Eindruck davon bekommen, wie es sich anfühlte, in einem Ort zu leben, welcher schon bald nur noch ein großer Tagebau sein wird. 
Vielleicht ist dieses Buch für viele auch ein Augenöffner. Denn es zeigt, dass man auch mal nach oben schauen sollte, wenn man durch die Straßen geht. Aber auch den Blick nicht einfach nur schweifen zu lassen, sondern hinzusehen. Nur so lässt sich erkennen, dass diese Stadt doch ziemlich schön ist; manchmal einfach und manchmal auch total schräg. 

Die Fotos verhelfen dem scheinbar Unscheinbaren zu seinem letzten großen Auftritt. 

Alles begann mit einem Ausflug ins nirgendwo, irgendwo hinter Köln, der A4 in Richtung Aachen folgend. Die Autobahn wurde vor einigen Jahren schon verlegt, um Platz für die Erweiterung des Tagebaus Hambach zu schaffen. Jetzt fährt man eine fast schnurgerade Strecke entlang, welche von der Allee „Baum des Jahres“ flankiert wird. 

Auch der Ort Kerpen-Manheim wird verlegt werden. Nur wenige Kilometer entfernt ist bereits der neue Ort „Kerpen-Manheim-Neu“ entstanden.
Wo einst die Menschen lebten, tummeln sich jetzt die Bagger und Abrissfirmen. Fast jeden Tag verschwindet ein Haus und damit auch die Schönheit eines Ortes im Rheinland. 

Die Fotografien sollen die Schönheit bewahren und die plötzliche Anonymität des Ortes zeigen. Es tauchen keine Menschen auf den Bildern auf, aber sie sind doch anwesend, weil sie Spuren hinterlassen haben. 
Betrachtet man die Fotografien fällt das große Interesse an Strukturen auf. Es sind Linien, es ist das Klare was den Blick des Betrachters lenkt und all dem Chaos, dem Staub und dem Abriss eine gewisse Ordnung gibt.
Aneinandergelegt ergeben die Bilder eine Chronologie der verwehten Zeit. 

Vielleicht werden sich die Menschen der Zukunft fragen, ob es damals in Kerpen-Manheim, oder in anderen Orten, welche für den Tagebau und die Braunkohle weichen mussten, so gewesen ist, wie auf diesen Bildern. 


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